Fünf Fragen an Autor Händl Klaus
Schreiben für das Theater bedeutet für mich …
Familienbildung. Von den Stoffen her (es geht ausschließlich immer um die Familie, selbst in den Monologen – und um Erste Hilfe!) – und getrieben, getragen vom Ensemblegedanken. In der Hoffnung, dass, was ich zuvor in eine strenge Form brachte, möglichst geil zerfetzt werden möge. Ich will dann ja auch was davon haben!
Die Entwicklung der Gegenwartsdramatik sehe ich …
als verwitterter Zaungast, voller Sehnsucht nach Musik. Vermisse schmerzlich sämtliche Stücke von Anja Hilling (und schon ihre ersten!) auf den Spielplänen. Und die guten, bösen Geister meiner Kindheit. Will denen wiederbegegnen, diesen Speicherräumen ihrer Zeit. Caryl Churchill! Achternbusch! Gebt mir die – heute!
Der Unterschied zum Schreiben für das Theater und zum Schreiben für den Film ist für mich …
ozeanisch. Am Theater gibt es für mich als Autor nur eine einzige Phase – eine Art Steinhauerei, ein Sprachkörper wird gemeißelt & zur Debatte gestellt. Der Werkstoff ist Sprache. – Film bedeutet: gerichteter Blick, gestaltete Echtzeit, realistische (auch rhythmisierte) Dialoge – die allerschönste Arbeit liegt dann im Schneideraum. Der Werkstoff ist Zeit.
Zum Theatertext „Dunkel lockende Welt“ hat mich inspiriert …
Sonja Bachmanns Abschied von Leipzigs Nebenspielstätte „Horch & Guck“, die geschlossen wurde. Freundin Sonja, Dramaturgin dort, bat um ein kleines Abschiedsstück. Das wuchs sich aus, als ich monatelang in Hammamet lebte, und kam so, abendfüllend, nach München, gespeist von Nord und Süd, von weiteren Reisen: nach Santa Marta und nach Peru, und zu den finnischen Eidechsen.
Mit den Vorgängen der Photosynthese habe ich mich beschäftigt, weil …
ich ihr alles verdanke; endlich muss sie ihren Auftritt haben. Ich bin völlig romantisch veranlagt; die wissenschaftliche Analyse meines Daseins, der Umgebung bleibt mir ewige Herausforderung. Ein solcher Stimulans: die Gespräche mit Peter Oswald, in dessen Alltagsdenken eine so astronomische Bildung (Fachgebiet: Astronomie) lauerte, die ganz selbstverständlich zutage trat, dass ich nach jeder noch so schlichten Begegnung wie wachgerufen war.
Das Interview mit Händl Klaus wurde im Oktober 2019 per E-Mail geführt. Die Fragen stellten Hannah Lioba Egenolf und Susanne Graf.