Die Volksverräter
Was kommt nach Volk und Nation? – Eine Konferenz zu den Monstern der Gegenwart
Zum Volksverräter-Vlog – Statements und Gespräche zum Leitmotiv „Vorsicht Volk“ mit Robert Stadlober, Markus Liske, Christoph Ernst, Erich Fenninger (Teil 1 und Teil 2), Schorsch Kamerun und Angela Richter.
– Eine Konferenz zu den Monstern der Gegenwart
– Kuratiert von Lukas Franke, Markus Liske, Manja Präkels und Christina Romhányi
„The old world is dying and the new one struggles to be born – now is the time of monsters“ notierte der italienische Theoretiker und Revolutionär Antonio Gramsci in den 1920er-Jahren im Angesicht des aufziehenden Faschismus in Europa. Die Konferenz „Die Volksverräter“ nimmt Gramscis Figur zum Ausgangspunkt, um die Monster unserer Gegenwart zu untersuchen – und nach jener neuen Welt zu fragen, die im Entstehen begriffen ist. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Ungarn, wo „Puszta-Putin“ Orban gegenwärtig dabei ist, einen „Faschismus light“ durchzusetzen, ohne auf nennenswerten Widerstand in Europa zu stoßen.
DIE VOLKSVERRÄTER
Was kommt nach Volk und Nation?
Eine Konferenz zu den Monstern der Gegenwart
19. Mai
19.00 Uhr
THE TIME OF MONSTERS
– Mit: Paul Lendvai und Magdalena Marsovszky; Moderation: Christina Romhányi
„The new state that we are building is an illiberal state, a non-liberal state.“ – Viktor Orbán, Juli 2014
Dass sich Geschichte einmal als Tragödie und einmal als Farce ereigne, erweist sich spätestens beim Blick nach Ungarn als unzutreffend. Denn in dem Land, dem während der staatssozialistischen Herrschaft stets ein liberalerer, widerständigerer Geist zugeschrieben wurde, geht seit einigen Jahren ein Wiedergänger des Faschismus der 1930er-Jahre um, den offen und zunehmend aggressiv an den Grundpfeilern der bürgerlichen Demokratie rüttelt.
Von paramilitärischen Verbänden, die im Gleichschritt aufmarschieren und Morde an Sinti und Roma begehen bis zum „Nationalen Glaubensbekenntnis“ der tausendjährigen Geschichte des Ungarischen Volkes unter der „Heiligen Stephans-Krone“ versucht das gegenwärtige Regime von „Puszta-Putin“ Viktor Orban eine neue Art autoritärer Herrschaft, einen „Faschismus light“ durchzusetzen – und ist damit zum feuchten Traum der neuen Rechten von LePen bis Trump avanciert.
Im Rahmen unseres Ungarn-Schwerpunktes wollen wir nicht nur untersuchen, inwieweit das Orban-Regime Ähnlichkeiten mit den historischen Faschisten aufweist, wir gehen auch der Frage nach, warum die „Europäische Wertegemeinschaft“ keinerlei Anstalten zur Intervention macht und ob der ungarische Fall tatsächlich eine Art Blaupause für die Rückkehr zur autoritärer Herrschaft ist.
– Im Anschluss:
Screening „Just the wind“ von Bence Fliegauf, Ungarn/Deutschland/Frankreich 2012, 98 Min., OmU
Der Regisseur ist anwesend.
20. Mai
19.00 Uhr
THE NEW WORLD STRUGGLES TO BE BORN
– Mit: Ivo Bozic, Jens Kastner und Martin Wassermair; Moderation: Lukas Franke
„Die Natur schafft kein Volk.“ – Baruch Spinoza
Auf Walter Benjamin geht die Aussage zurück, dass aufkommender Faschismus stets das Resultat einer ausgebliebenen Revolution sei – und es liegt nicht nur nahe, diese Figur auf die jüngsten Erfolge rechtsautoritärer Politiker von Orban bis Trump anzuwenden, diesem Gedanken liegt auch zugrunde, die gesellschaftlichen Widersprüche der Gegenwart als im Grundsatz revolutionär zu bezeichnen.
Tatsächlich sind es nicht nur die wirtschaftlichen Umbrüche im Zeichen der neoliberalen Globalisierung, die die globale Ordnung der letzten Jahrzehnte zu stürzen im Begriff sind, auch der rasende technologische Wandel, ausgelöst durch Digitalisierung und weltweite Vernetzung, scheint einen grundlegenden wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Umbruch geradezu zu erzwingen.
Ungeachtet aller dystopischen Erscheinungen der Gegenwart wollen wir der Frage nachgehen, welche emanzipativen und progressiven Perspektiven durch die zeitgenössischen Umbrüche eröffnet werden. Lässt die global verbundene Welt allen regressiven Tendenzen zum Trotz die Umrisse einer Weltgesellschaft erkennbar werden? Was kommt nach den Nationalstaaten? Und welche Wirtschaftsordnungen werden unter den neuen Bedingungen denkbar?
21.00 Uhr
THE OLD WORLD IS DYING
– Mit: Fahim Amir, Robert Misik, Anselm Neft und Klaus Theweleit; Moderation: Markus Liske
„The old world is dying, and the new world struggles to be born: now is the time of monsters.” – Antonio Gramsci
Wenn „Fake-News“ Journalismus ersetzen, „alternative Fakten“ zur Basis politischen Handelns werden und von Links wie Rechts „das Volk“ als Legitimation für autoritär-chauvinistische Politiken zur Verteidigung halluzinierter nationaler Identitäten gegen das Gespenst einer globalen Verschwörungselite angerufen wird, dann schlägt nicht nur die Stunde rechter Volkstribune, vielmehr scheint die große Erzählung von Aufklärung und Demokratie an ihr Ende zu kommen.
Ist das Ende vom „Ende der Geschichte“ der Beginn eines neuen Zeitalters des nationalistischen Irrationalismus und der „starken Männer“? Bereitet sich die Welt nach dem Muster der Industriemoderne auf einen weiteren großen Krieg vor, um abermals Druck aus der globalen kapitalistischen Blase abzulassen? Was sind die Gründe für den internationalen Rechtsruck? Und sind die zeitgenössischen Monster noch zu bändigen?
Ab 23.00 Uhr
– Der Singende Tresen (Jazz/Punk/Electro) – Wer hat die Zombies aufgeweckt?
Wortkonzert mit Texten, O-Tönen, Sounds und Musik als langes Intro zu einem kurzen Schrei.
Realisation: Manja Präkels, Markus Liske & Der Singende Tresen
www.gedankenmanufaktur.net
– Tickets: €10 pro Tag, Kombiticket für beide Tage: €15 (erhältlich unter reservierung@werk-x.at oder telefonisch unter +43 1 535 32 00)