Laudatio – Helden und Heldinnen der Provinz

JULIUS DEUTSCHBAUER – SUCHE DIE UNPOLITISCHSTE THEATERPRODUKTION WIENS 2016/2017

VI. HELDEN UND HELDINNEN DER PROVINZ

Stephan Rabl für die „Selbstförderung“ des Festivals SZENE BUNTE WÄHNE als Mitglied der Wiener Theaterjury

Laudatio von Ali M. Abdullah

Ein Gespenst geht um in Österreich, es heißt Compliance für öffentliche Kulturbetriebe. Das Profil ging im Dezember letzten Jahres dem Thema detaillierter nach und stellte die Frage: Ist das spießig – oder eine Frage des Prinzips. Die Kulturmanagerfälle in der Bildenden Kunst reichen von Peter Noever über Gerald Matt bis zu Agnes Husslein-Arco, die alle wegen ihrer Grenzüberschreitungen frühzeitig aus Ihren Ämtern entlassen wurden. In der darstellenden Kunst gab das Burgtheater Hartmann und Frau Stantejsky, die mit ihrer „künstlerisch sehr kreativen Buchhaltung“ über Monate für volle Gazetten sorgten, sie kennen die Details, die Darstellungen der oft sehr stark divergierenden Perspektiven. Agnes Husslein-Arco postete dann nach ihrer frühzeitigen Amstenthebung im Standard noch Quod licet Iovi, non licet bovi und beschuldigte den Kulturminister Drozda noch für seine angeblichen Verstöße aus seiner Zeit als kaufmännischer Direktor an der Burg und bei den VBW. Die Untersuchungen wurden aber eingestellt.

Das sind die großen Kulturbetriebe, wo das Geld oft allzu locker sitzt und die feudalen Prinzipien meist die Richtwerte der Führungsstile widerspiegeln. Bei den Kulturkleinbetrieben braucht es ja keine Compliance weil sowieso zuwenig Geld da ist, meint man. Es gibt dann aber doch noch andere Compliances, an die man sich halten sollte. Viel Gestaltungswille möchte jeder Kulturmanager haben, sonst wäre er nicht an so einem Job interessiert, aber das kann doch nicht heißen, dass alles erlaubt ist.

In einem Land, in dem regelmäßig alle Journalisten bei jeder Premiere um ihr Recht auf die zweite Freikarte – ebenso wie der Referatsleiter des Fördergebers – für Ihre privaten Begleiter pochen, ist naturgemäß für Compliance kein Raum.

Ich habe ein einziges Mal erlebt, dass eine amtierende Kulturpolitikerin bei uns ein Ticket und um einen Abrechnungsbeleg gebeten hat, das war Marie Ringler 2008 und einmal hat eine deutsche Abgeordnete, Katja Kipping, sie war zu einem Vortrag bei uns angereist, darauf bestanden, den Aufpreis des Hotels von 25,50 Euro für ihren Mann, der privat mitgereist war, selbst zu bezahlen.

Lieber Stephan Rabl, du hast ein toll eingeführtes Theater für junge Menschen, den DSCHUNGEL WIEN, gestaltet und über 13 Jahre geleitet, du hast die Assitej Austria gegründet und geleitet, den Stella-Preis initiiert und warst ihr erster Preisträger, du hast das Schäxpir-Festival in Linz initiiert, geleitet und regelmäßig dort gespielt, du hast Szene Bunte Wähne Niederösterreich und dann Wien gegründet und geleitet. Du warst Mitglied in der Shift-Jury 2017. Und du hast Dir im März 2017, damals nur mehr als Obmannstellvertreter von Szene Bunte Wähne und gleichzeitig als Theaterjurymitglied, eine Vierjahressubvention (davor nur 2 Jahre) mit € 20.000,- Erhöhung zugesprochen. Im Hauptprogramm standen zwei große Koproduktionen mit Südafrika unter deiner Regie und dein ehemaliger PR-Mitarbeiter Stephan Werner hat als Strohmann den Künstlerischen Leiter gespielt. Aber so ganz bin ich mir jetzt doch nicht sicher, ich muss mich jetzt glaube ich echt als Spielverderber und Vernaderer-Kollege outen. Da hat ja der Matt mal in seiner Gratisblatt-Kolumne in der Causa Husslein-Arco geschrieben:

„Wo kein Fehler begangen wird, wo nie das Risiko gewagt wird, wo verwaltet statt gestaltet wird, da geht gerade das, worum es in Kulturinstitutionen gehen sollte – nämlich die Kunst – vor die Hunde.“ Vielleicht haben Husslein-Arco und Matt doch recht?

Lieber Stephan, ich freu mich ganz besonders, Dir als Held der Provinz den Preis für die „Selbstförderung“ von Szene Bunte Wähne zu geben, vielleicht können wir die kleinen Perspektivunterschiede bei einem Bier, geht natürlich in dem Fall auf WERK X-Kosten, klären. Stephan bist Du da? Ach so, ja…….

Ein Postskriptum noch dazu, liebes Publikum: Nach Julius Deutschbauers Intervention durch dieses Projekt hat Stephan Rabl, ähnlich wie Husslein-Arco, die 30.000 Euro Wiedergutmachung ans Belvedere überwiesen hat, die 20.000 Euro pro Jahr Erhöhung vom Vereinskonto Szene Bunte Wähne Wien an die Wiener Wortstaetten überwiesen, mit einem Begleit-Email: SORRY MEIN FEHLER – kommt jetzt die nächsten 4 Jahre.. An der Stelle: Danke Stephan für Deine Einsicht.