Jörg Richert

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Jörg Richert wurde 1963 in Ost-Berlin geboren. Durch seine Familie verlief ein tiefer politischer Graben, der sein späteres Leben stark beeinflussen sollte. Insbesondere die Traumatisierung seines Stief-Vaters durch menschenverachtende Verhörmethoden in der DDR-Untersuchungshaftanstalt Magdeburg und die Folgen für das Familienleben, ließen ihn zu einem aktiven aber auch äußerst bedachten Akteur der DDR-Jugendpolitik werden. Diese Arbeit setzte er im wiedervereinigten Deutschland für die am Rand der Gesellschaft lebenden Familien und deren Kinder fort.
Bereits mit 16 Jahren widmete er sich Kindern aus prekären Familien in Ostberlin. Ab da an leitete er verschiedenste Jugendklubs in Ost-Berlin und gründete dort 1980 gemeinsam mit einem Jugenddiakon der evangelischen Kirche der DDR und Student*innen den illegalen „Klub der Werktätigen Napf“.
Im Zuge parteipolitischer Aktivitäten und Mitgliedschaft bei der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands baute Richert im Jahr 1990 die erste freie Jugendorganisation auf ostdeutschem Boden seit 1945 auf, die Jungliberale Alternative*. Richert übernahm mit Gründung den Vorsitz von JuliA* und vertrat ihre Interessen am Zentralen Runden Tisch der Jugend der DDR.
Aufgrund vieler, schnell vollzogener Fusionen im Zuge der Wende quittierte er seine parteipolitische Arbeit und widmete sich wieder verstärkt dem Aufbau einer sozialen Jugendarbeit in Ostberlin. So gründete er mit Jugendlichen mehrere Organisationen, darunter KARUNA Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not Int. e.V. und später die KARUNA Sozialgenossenschaft – einer Inklusionsgemeinschaft aus einer solidarischen Zukunft, mit heute gesamt 300 Mitarbeiter*innen und über 100 Mitgliedern aus Verbänden, Unternehmen und der Zivilgesellschaft.
Für seine jugendpolitische Arbeit erhielt Jörg Richert im Jahr 1999 durch den Bundespräsidenten Johannes Rau den Bundesverdienstorden.
Richert ist inzwischen Mitglied der Partei Bündnis 90/die Grünen und sieht die Bundestagswahl im Jahr 2021 als einen möglichen gesellschaftlichen Wendepunkt an, der wahrscheinlich schicksalhaft in Deutschland die fehlerhafte Wachstum-Idee und seine einhergehende soziale Ungerechtigkeit von hier aus weltweit in Frage stellen könnte.

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