Julius Deutschbauer: Suche die unpolitischste Theaterproduktion Wiens 2019/2020
– Im Gasthaus Häuserl am Spitz, Franz-Siller-Weg 116, 1120 Wien
#VORSTELLUNGSABSAGE
Aufgrund des positiven COVID-19-Testergebnisses von Künstler Julius Deutschbauer müssen wir die Gala und Preisverleihung von „Julius Deutschbauer: Suche die unpolitischste Theaterproduktion 2019/20“ am Freitag, 23.10.2020 im Gasthaus Häuserl am Spitz leider absagen.
Die Jury bedauert die Absage, aber möchte darauf verweisen, dass es aufgrund des guten Schutzkonzepts aller Beteiligter noch in keiner Phase zur räumlichen oder personellen Berührung der Produktion mit den Häusern der Jurymitglieder gekommen ist und somit die Spielbetriebe unbeeinträchtigt bleiben.
Nichtsdestotrotz werden am geplanten Veranstaltungstermin die Gewinner*innen der jeweiligen Kategorien per Video auf der Website von WERK X veröffentlicht. Anbei in der Videogalerie auch eine Videonachricht vom untröstlichen Julius Deutschbauer, der sich schon sehr auf die diesjährige Veranstaltung gefreut hat.
Alle Video-Laudationes zu den Gewinner*innen sind oben in der Videogalerie abrufbar. Die Gewinner*innen sind im Fließtext unten fett unterlegt. Zusätzlich sind die Laudationes in verschriftlichter Form verlinkt.
Bei der zehnten Ausgabe der Suche nach der unpolitischsten Theaterproduktion der Saison verzichten wir darauf, diese im unmittelbaren Theaterkontext zu ermitteln. Wie man vermuten kann, ist dieser Verzicht der Produktionsverknappung im Lockdown geschuldet. Gleichzeitig erfolgte eine enorme Steigerung des theatralischen Outputs. Die zeitweise beinahe täglich stattfindenden Pressekonferenzen, die sich mehr und mehr zu Pressekofferenzen mauserten, haben mit Fortgang der Pandemie nachgerade Bühnenreife erlangt. Man konnte sich wahrlich nicht sattsehen an den Guckkastenbühnenvorstellungen, welche uns die Mitglieder der Bundesregierung in unterschiedlichen Besetzungen da boten.
Die theatralische Qualität der Vorstellungen zu beurteilen, laden wir dieses Mal ausschließlich Theaterprinzipal*innen. Nebst seit einem Jahrzehnt bewährten Kategorien wie „Der große Gönner“/ „Die große Gönnerin“, „Die größte Scheinheiligkeit“, „Der längste Zeigefinger“ haben wir Corona bedingt eine neue Kategorie „Die/Der aufgeblühteste Ausnahmezustandsgewinnler*in“ hinzugefügt. Klingt sperrig bis holprig, aber wie wir wissen: „Souverän ist, wer den Ausnahmezustand erklären kann.“ (Carl Schmitt, „Politische Theologie“, 1923) Also bestimmt er auch über die Sprache.
Foto: © privat
Die Jury 2020
• Julius Deutschbauer, Künstler
• Kira Kirsch, Künstlerische Leitung/Geschäftsführung brut
• Bettina Kogler, Künstlerische Leitung Tanzquartier
• Ali M. Abdullah, Künstlerische Leitung / Geschäftsführung WERK X
• Harald Posch, Künstlerische Leitung / Geschäftsführung WERK X
Die Nominierungen 2020
Der große Gönner/Die große Gönnerin (Laudatio von Julius Deutschbauer: Bitte hier klicken)
o Die Presse, 24.04.: Sebastian Kurz: „Wer allein lebt, darf immer nur allein spazieren gehen.“ (Rilke: „Wer jetzt alleine ist, / wird es lange bleiben.“)
o 22.04.: PK mit Elisabeth Köstinger: Ausrufung des „außerordentlichen Zivildienstes in Österreich“.
o Susanne Raab, Bundesministerin für Frauen und Integration im Bundeskanzleramt (ÖVP), glänzt mehr durch harte Aussagen gegen Migranten als durch wahrnehmbare Frauenpolitik. (Der Standard, 25.07.)
Die größte Scheinheiligkeit (Laudatio von Harald Posch: Bitte hier klicken)
o Bundespräsident: grüner Soldatenstolz, scheinheiliger grüner Pazifismus –Bundespräsident van der Bellen zitierte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner zu einem Gespräch zu sich, nachdem sie ihre Pläne, die militärische Landesverteidigung auf ein Minimum zu reduzieren, der Öffentlichkeit präsentierte. (Die Presse, 25.6., Heute, 25.6.)
o Zur Parksperre: 06.04.: PK mit Sebastian Kurz, Werner Kogler, Rudolf Anschober, Karl Nehammer: „Sie wissen, die Bundesgärten haben alle sehr schmale Eingänge.“ (Sonntagsfrage, Krone, 29.3.: Wann waren Sie zuletzt laufen in Schönbrunn oder dem Auer-Welsbach-Park? Kurz: „Schönbrunn hat eh zu.“ (Krone 29.3.)
o 17.03.: PK – Rudolf Anschober erlebt privat die Einfühlsamkeit der Exekutive: „Das ist genau das, was eine hochqualitative, an Bürgerrechten, an Einfühlsamkeit orientierte Arbeit der Exekutive ist, und das wird wertgeschätzt.“
Der längste Zeigefinger (Laudatio von Bettina Kogler: Bitte hier klicken)
o Österreich will abgelehnte Asylwerber nach Serbien abschieben. Dazu werden eigene Unterkünfte im Balkan-Land finanziert. – Dazu das Innenministerium: „Durch die Flucht über die Westbalkanroute [bauten] viele Fremde einen ausreichenden Bezug zu Serbien auf“. (OÖ, 16.04.)
o 30.03., ZIB Spezial mit Sebastian Kurz: „Wir werden auch in Österreich bald die Situation haben, dass jeder irgendjemanden kennt, der an Corona verstorben ist.“
o 27.04.: PK mit Karl Nehammer „Aktuelles zum Coronavirus“: „Es gibt über 46 verletzte Beamtinnen und Beamten, die im Einsatz verletzt worden sind, wenn Menschen sich nicht an die Maßnahmen gehalten haben.“
Die größte Weinerlichkeit (Laudatio von Julius Deutschbauer: Bitte hier klicken)
o Rudolfs Anschobers Hund Agur: Intoleranz gegenüber seinem Herrn unter Maske bzw. Maulkorb (Krone, So 14.6.) und Weigerung, als Abstandhalter zu arbeiten (Kurier, 18.8.)
o Tirols Landeshauptmann Günther Platter: „Das haben wir Tiroler und Ischgler nicht verdient.“ (Die Presse, 20.5.) – und sieht die Berichterstattung über Tirol als Rufmordkampagne. (Profil 25, 14.06.); in dieser überreizten Lage kann einem Landesrat und Landeshauptmann-Stellvertreter wie Josef Geisler ein Sager wie „Widerwärtiges Luder“ gegen WWF-Aktivistin Marianne Götsch wohl auskommen. (Kurier, 6.6.) und 15.03.: Erklärung an die Tiroler*innen von LH Platter: „Tirol befindet sich aktuell in der schwierigsten Situation die wir in der Nachkriegszeit je hatten.“
o Verteidigungsministerin Klaudia Tanner dafür, dass sie sich von Bundespräsident Alexander van der Bellen für ihre Pläne, die militärische Landesverteidigung auf ein Minimum zu reduzieren, zurechtstutzen ließ. (Krone, 25.06., Die Presse 25.06., Heute 25.06.)
Die/Der aufgeblühteste Ausnahmezustandsgewinnler*in (Laudatio von Julius Deutschbauer: Bitte hier klicken)
o 04.05., Financial Times: Antonella Mei-Pochtler: Die europäischen Länder müssten sich an Tools gewöhnen, die „am Rand des demokratischen Modells“ seien.
o 02.06., Der Standard: Gerry Foitik: „Samariterbund hat außer 'Grüß Gott' nie etwas gesagt“. Gerry Foitik macht sich durch die alleinige Handhabe der „Stopp Corona“-App zum Schatteninnenminister, tritt auch gerne mit Ministern und Kurz und Babyelefant vor’s Mikro. (Kurier, 03.06.)
o 16.04.: PK mit Karl Nehammer: „Wir sind sozusagen die Flex, die Trennscheibe für die Gesundheitsbehörden, um die Infektionskette rasch zu durchbrechen.“ Und 20.05.: ZIB mit Karl Nehammer, interviewt von Armin Wolf: „… und deshalb mein Hilfsangebot, als Innenminister, dass die Polizei da die Gesundheitsbehörden in Wien intensiv unterstützen kann.“
Heldinnen und Helden der Provinz (Laudatio von Ali M. Abdullah: Bitte hier klicken)
o Pressestatement am 19.07.: Sebastian Kurz‘ Statement zum dritten Verhandlungstag beim EU-Gipfel „… ich bin ja hier einerseits um ein gutes Ergebnis für die Europäische Union auszuverhandeln, aber natürlich auch auf die Interessen Österreichs und die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zu achten.“
o Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, wegen genereller Nutzung von Corona für Tourismuswerbung
(Nebennominiert: Landeshauptmann von Tirol Platter und Ischgler Bürgermeister + Tourismusverband) – wegen Urlaubsprotektion: im Sinne von „Inländer und Deutsche willkommen“. (Standard, 20.04.)
o Wurst aus Tirol: Wurst aus der „Alpenmetzgerei“ von MPreis* ist aus Tönnies-Fleisch. (Heute, 22.6.; Kurier, 23.6.) * „Biofleisch von besonderer Qualität. Frisch, regional und ganz bestimmt köstlich“, sowie mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet.
o 17.03. ZIB II: Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg im Interview mit Armin Wolf über Ischgl: „Ich glaube, dass die Behörden in Tirol sehr richtig agiert haben.“
Spezialpreis (Laudatio von Kira Kirsch: Bitte hier klicken)
o PK vom 17.04.: Werner Kogler und Ulrike Lunacek über Aktuelles im Bereich Kunst und Kultur sowie Veranstaltungen im Allgemeinen: „Bei Theater geht’s dann auch oft heftig zu, vielleicht auch mal eine Schlägerei oder vielleicht auch eine Liebesszene – das wird nicht gehen, ja?“