Protokolle von Toulouse
Ein dokumentarisches Kammerspiel – Österreichische Erstaufführung
– Übersetzt von Karen Krüger
– Eine Produktion von achtungsetzdich! in Kooperation mit WERK X
– Österreichische Erstaufführung
– Inszenierung: Valentin Werner
– Ausstattung: Sarah Sassen
– Musik: Lars Völkerling
– Dramaturgie/Produktionsleitung: Ursula Leitner
Zwei junge Männer im Zwiegespräch, das einem Verhör gleicht. Nur wer hier wen verhört, bleibt bis zum Ende undurchsichtig. Mohammed Merah hat in den vergangenen Tagen sieben Menschen erschossen und Hassan arbeitet für die französische Polizei. Die beiden befinden sich in einem von der Polizei umstellten Wohnblock in Toulouse. Sie sind sehr direkt zueinander und beweisen sogar Humor. Fast scheinen sie einander nah zu sein, sodass man manchmal vergisst, um wie viel es hier geht.
H: Wir reden hier von Muslim zu Muslim.
M: Wie bitte? Du willst dich Muslim nennen?
Diesen Text hat das Leben geschrieben und kein Schriftsteller: Mohammed Merah, ein muslimischer Terrorist, verschanzt sich in seiner Wohnung, eine Spezialeinheit der französischen Polizei hatte soeben versucht sie zu stürmen. Hassan, ein muslimischer Polizist, der Merah schon einmal zuvor verhört hatte, versucht ihn stundenlang über Walkie-Talkie zu überreden, sich zu stellen. Zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber ihre nordafrikanische Herkunft und ihre Religion verbindet. Es entwickelt sich ein Streitgespräch über persönliche Hoffnungen und Enttäuschungen vor dem Hintergrund von Fragen über Religion und Terrorismus. Die Journalistin Karen Krüger hat die Polizeiprotokolle ins Deutsche übersetzt: Daraus ergibt sich ein dokumentarisches Kammerspiel nach den terroristischen Anschlägen 2012 in Toulouse. Ein packender und aufwühlender Theaterabend entsteht.
Das Theaterkollektiv achtungsetzdich! will mit der österreichischen Erstaufführung von PROTOKOLLE VON TOULOUSE den Versuch wagen, sich künstlerisch Fragen nach Extremismus, Islamophobie, Integration und Terror zu stellen. Das junge Team um Nachwuchsregisseur Valentin Werner (zuletzt inszenierte er im Berliner Theaterdiscounter) greift das aktuelle Zeitgeschehen auf und will mit der theatralen Aufarbeitung, das Publikum dazu anregen, sich kritisch mit den gegenwärtigen Ereignissen in der Politik und unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Auch nach der Premiere im November 2015 hat diese Inszenierung und ihre Themen nur an Aktualität und gesellschaftlicher Relevanz gewonnen, weshalb die Inszenierung mit der neu ausgelobten Wiederaufnahmeförderung der Stadt Wien als als herausragende Produktion prämiert wurde und nun noch ein Mal im WERK X-Eldorado für vier Termine zu sehen ist.
„Die in Kooperation mit dem Werk X entstandene Produktion von Valentin Werners Theaterlabel achtungsetzdich! stellt den Dialog zwischen dem Attentäter und dem Polizisten nach. […] Mehr brauch es nicht, keine Erklärungs- oder Beschwichtigungsversuche. Hier genügt das Hörbarmachen der Sätze: die einer tief eingesickerten totalitären Ideologie und ihrer erfolglosen Widerrede.“ – Theater der Zeit
„(…) dieser hochaktuelle Abend ist ein wichtiger Beitrag zur derzeit laufenden Debatte; das WERK X legt den Finger einmal mehr auf die gesellschaftliche Wunde.“ – mottingers-meinung.at
„Ein Gespräch zwischen zwei Glaubensbrüdern, die nicht oppositioneller sein könnten. ‚ Vom Leben geschrieben‘ heißt es in der Pressemitteilung. […] Die Inszenierung gibt dem Stück eine fiktionale Ebene. Ist das noch Theater? – Ja.“ – The Gap