Rozznjogd
von Peter Turrini
– Gastfreundschaft I
– nach Motiven von Willard Manus
– Inszenierung: Philipp Ehmann
– Eine Produktion des Volkstheater Wien (Spielzeit 2014/15)
– Ausstattung: Tamara Raunjak
– Dramaturgie: Elisabeth Geyer
– Mit: Daniela Golpashin und Jan Hutter
Das erste Rendezvous – doch anstatt in ein schickes Restaurant oder ins Kino zu gehen, bringt ER, ein junger Durchschnittstyp, SIE, auch keine Ausnahmeerscheinung, auf eine Müllhalde. Denn satt hat er diese ritualisierten Dating-Vorgänge, bei denen man sich eigentlich „eh nur etwas vormacht“ – wenn schon, will ER SIE richtig kennenlernen. Im Zuge gegenseitiger Annäherung beginnt ein schonungsloser Körper- und Seelen-Striptease: Beide befreien sich von ihren Verkleidungen. Doch ohne die Masken der Gesellschaft wird die Nacktheit zur Überlebensfrage. Nun sind sie wie Ratten, auf die ER schießt – Zivilisationsmüll. Peter Turrinis Einakter von 1967, der 1971 am Volkstheater uraufgeführt wurde, hat nichts von seiner Kraft und Aktualität eingebüßt. Eine Wohlstandsgesellschaft, die sich nur über Konsum definiert; ein System, das durch seine Ge- und Verbote terrorisiert; Menschen, die sich auszudrücken versuchen und dazu doch gar nicht fähig sind; Gefühle, die vereist sind; Nähe, die nicht möglich ist. Turrini stellt die Frage nach Authentizität, danach, was den Menschen ausmacht. Die Antwort, die das Stück gibt, ist beunruhigend: Wenn der Mensch meint, frei zu sein und alle Konventionen abstreift, unterscheidet er sich in den Augen der Gesellschaft nicht mehr von dem Müll, den man schnellstmöglich entsorgt.
Aufführungsdauer: ca. 60 Minuten, keine Pause
„Die ‚Rozznjogd‘ lebt. Unter der Regie von Philipp Ehmann machen ‚Er‘ (Jan Hutter) und ‚Sie‘ (Daniela Golpashin) glaubwürdig Seelen-Striptease (…). … die Zeitlosigkeit des Stücks zeigt sich in der Nähe, die sich entwickelt und als aufwühlender, intensiver Abend endet: Die ‚Rozznjogd‘ berührt hier mit ungestümer, jugendlicher Authentizität.“ – Kurier