Ruhe und Frieden

Sören Kneidl liest einen Text von Andrii Bondarenko

WERK X, Do 12. Mai 2022, 19.30 Uhr
Theater der Autor*innen

– Weltweites Lesungs-Projekt zur Unterstützung von Theatermacher*innen in der Ukraine

– 21 Theater in Deutschland und Österreich präsentieren 15 zeitgenössische ukrainische Autor*innen

Am 12. März 2022 hätte in Kiew ein neues Theater der Autor*innen, geleitet von einem Kollektiv aus 20 ukrainischen Dramatiker*innen eröffnen sollen. Am 23. Februar hat die Russische Föderation ihr Nachbarland mit einem brutalen Angriffskrieg überzogen. Zu der Eröffnung des Theaters ist es nie gekommen. Statt sich mit Literatur zu beschäftigen, verteidigt Maksym Kurotchkin, der designierte künstlerische Leiter, nun mit der Waffe in der Hand seine Heimatstadt. Viele Autor*innen sind in die Nachbarländer oder weiter geflüchtet, andere harren freiwillig oder unfreiwillig in der Ukraine aus.

Für die Eröffnung des Theaters war eine Reihe von Kurzstücken geplant, zu deren Fertigstellung es niemals gekommen ist, stattdessen haben nun einige der Autor*innen Texte verfasst, die sich unmittelbar mit ihren Erfahrungen nach Kriegsausbruch auseinandersetzen: das Aufwachen in einer entsetzlichen neuen Realität, die Sorge um ihre Familien, die Sorge um sich selbst.

Wir hoffen, dass unsere Texte in verschiedenen Teilen der Welt gehört werden. Es ist
wichtig, die Wahrheit zu vermitteln, dass Russland ein Aggressor ist und verbrecherisch
handelt, dass Zivilist*inen und Kinder sterben. Trotz manipulierter Falschinformationen,
mit denen Russland die Welt füttert, gibt es Fakten, gibt es Zeug*innen der Verbrechen. Wir
sehen und hören, dass Ukrainer*innen trotz ihrer Angst ihre Identität, ihre Unabhängigkeit,
ihre Heimat verteidigen. Und das sind keine 'hehren Worte', das sind Tatsachen.

Bereits im Zuge der Proteste in Belarus 2020 war es dem Netzwerk um den amerikanischen Theaterproduzenten und Kritiker John Freedman gelungen, das Stück Insulted.Belarus(sia) des belarussischen Autors Andrei Kureichik in etwa 150 Lesungen an über 100 Kulturinstitutionen in mehr als 30 Ländern der Welt als Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Belarus zu organisieren. Nun sollen Stimmen aus der Ukraine hörbar werden. Bereits 70 Kulturinstitutionen aus 15 Ländern haben ihre Beteiligung am Projekt zugesagt – und ihre Zahl wächst. Das weltweite Lesungs-Projekt zugunsten von Theatermacher*innen in der Ukraine will den Autor*innen, denen der Krieg ihre Bühne geraubt hat, eine neue Plattform bieten, um sich gegen die Barbarei der russischen Führung zu erheben. Ein Zusammenschluss aus deutschen und österreichischen Theatern wird sich mit einer gemeinsamen Online-Lesung am 05.05. um 19:30 Uhr (inklusive anschließender Gesprächsrunde mit den Autor*innen) und einer nachfolgenden Serie von Podcasts und Videos an dieser Aktion beteiligen. Die Lesungen sollen konkret zum Anlass genommen werden, Spenden für die Menschen in der Ukraine zu generieren. Die Internetplattform nachtkritik.plus wird die Veranstaltung am 05.05. exklusiv übertragen.


 

I wrote this play in the first days of the Russian invasion of Ukraine. It was born out of a rhetorical question that pulsed deep in my head - why is all that happening to us? When I tried to make sense of it, the answer came quickly - because this horror actually has been haunting me and my family for centuries. It always was near, some way or another, sleeping or awake.

- Andrii Bondarenko über seinen Text „Peace and Tranquility“ (“Ruhe und Frieden”)


 

Die Lesungen sollen Spenden für die Menschen in der Ukraine generieren.

Zur Spendenmöglichkeit geht es hier.

Die Spenden gehen zugunsten des Hilfsfonds der Autor*innen des Kyiver Theaters zur Unterstützung von Theaterkünstler*innen in der Ukraine und für humanitäre Projekte.


 

Der Zusammenschluss besteht aus folgenden Theatern:
Staatstheater Augsburg, Staatstheater Darmstadt, Staatstheater Nürnberg, Deutsches Nationaltheater Weimar, Staatstheater Cottbus, Theater an der Ruhr, Theater Regensburg, Theater Bielefeld, Theater Ingolstadt, ETA Hoffmann Theater Bamberg, Theater Erlangen, ARGEkultur Salzburg, WERK X Wien, Landestheater Tübingen, ITZ im Tübinger Zimmertheater, Landestheater Coburg, Landestheater Schwaben, Landestheater Eisenach, Schaubühne Lindenfels Leipzig.

Im Moment liegen uns Texte folgender Autor*innen vor:
Elena Astaseva, Natalia Blok, Andrii Bondarenko, Vitaly Chensky, Iryna Harets, Julia Gonchar, Oksana Grytsenko, Olena Hapieieva, Tetyana Kyzenko, Natalya Vorozhbyt, Oksana Savchenko, Lyudmila Tymoshenko, Olga Maciupa und Igor Bilytz.
Sie alle werden von der renommierten Slawistin und Theaterübersetzerin Lydia Nagel speziell für das Projekt ins Deutsche übersetzt.

Alle Videos sowie weiter Infos hier.

Do 12. Mai 2022, 19.30 Uhr