Try to be Lulu
von Nurkan Erpulat & Claudia Tondl nach Frank Wedekind
Mit: Claudia Tondl, Nurkan Erpulat und Karl Baratta
Frank Wedekinds „Monstretragödie“ „Lulu“ ist längst zum Mythos geworden, der stets aufgegriffen wird, wenn das Bürgertum wieder einmal gegen die Scheinheiligkeit des Bürgertums in Stellung gebracht werden soll. Tatsächlich entstand das Werk in Opposition gegen die moralische Enge des wilhelminischen Deutschland und galt als Plädoyer für Emanzipation und (nicht nur sexuelle) Freiheit. In Zeiten, in denen erneut die Spießigkeit patriarchaler Dominanz angerufen wird, nehmen wir einen erneuten Anlauf, die bürgerliche Moral herauszufordern. Regisseur Nurkan Erpulat wählt für seine Bearbeitung jedoch einen anderen, ungewöhnlichen Zugang. Lust und Begehren werden nicht erfahren sondern verhandelt, latent voyeuristische Erwartungen damit enttäuscht: Anstelle der Kindsfrau Lulu und ihrer Liebhaber tauscht sich die Darstellerin der Lulu ausgerechnet mit einem Dramaturgen über den Mythos Lulu, über die damit verbundenen oder imaginierten Abgründe und die emanzipatorische Kraft der Figur gegen patriarchale Verhältnisse aus.
Nurkan Erpulat ist Hausregisseur am Maxim Gorki Theater Berlin. Gemeinsam mit Jens Hillje entwickelte er das Stück „Verrücktes Blut“ für das Ballhaus Naunynstraße; die Inszenierung wurde 2011 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Premiere Teil 1: 06.12.2018