How to protect your internal ecosystem
Eine Stückentwicklung von Miriam Schmidtke in Zusammenarbeit mit
Mimu Merz
– Eine Produktion von ada – artistic dynamic association und asifism in Kooperation mit WERK X-Petersplatz und VORBRENNER des BRUX / Freies Theater Innsbruck
– Uraufführung
Kostüme: Florian Kiehl
Komposition: Bernhard Hollinger
Video, Lichtdesign, Technische Direktion: Martin Siemann
Choreografie: Lisa Magnan
- Gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien, das BKA Kunst und das Land Tirol
Um Computerchips herzustellen, sind Orte minimalster Luftverschmutzung nötig, so genannte Reinräume.
Die Fabrikarbeit ist monoton, sozial isoliert und folgt einem strengen Fertigungsprotokoll. Die dort gefertigten Chips landen unter anderem in Smartphones, also jenen Gadgets, die für die Digitalisierung verantwortlich sind und das fordistische Arbeitssystem eigentlich abgelöst haben. Anstelle dessen ist ein Selbstverwirklichungsimperativ getreten durch den wir lernen, perfekt zu repräsentieren. Die Konsequenz: wir studieren die besten Posen, die wir im Alltag stets wiederholen – unsere eigene Performance wird selbst wieder zur Fließbandarbeit.
Ausgehend von der Setzung einer Fertigungskette in einem Reinraum entsteht eine Performance an der Schnittstelle von Regie, Video, Sound, Sprache und Choreografie. In dieser intermedialen, hochrhythmisch inszenierten Collage werden die gegenläufigen Aspekte der Fabrik-Innen- und der gesellschaftlichen Außenwelt miteinander in Beziehung setzt und Themen wie Arbeit und Loop, (Post)Fordismus und die Kommodifizierung des weiblichen Körpers verhandelt.
Die Regisseurin und Medienkünstlerin Miriam Schmidtke reflektiert durch die Metapher des in sich abgeschlossenen Reinraums, einem Ausnahmeort sondergleichen, im Zuge der Stückentwicklung mit ihrer Co-Autorin Mimu Merz und ihren Darstellerinnen über Perspektiven der Selbstinszenierung und fragt sich: Inwieweit ist ein Rückzug aus all dem als schützenwerte Strategie möglich und nötig? How to protect your internal ecosystem?
Begleitender Kommentar zur Performance von Kilian Jörg
Kilian Jörg ist Philosoph und Künstler, nomadisch zwischen Wien, Berlin und Brüssel unterwegs.
Er ist Gründer des Kollektivs philosophy unbound und beschäftigt sich hauptsächlich mit ökologischem Denken sowie den transdisziplinären Schnittstellen zwischen Philosophie und Kunst.
„Steril, akkurat, dystopisch […] Die Stückentwicklung von Regisseurin Miriam Schmidtke und Darstellerin Mimu Merz zeigt eine durchprogrammierte, kalte Welt. […] Dem Publikum [wird] nicht bloß ein Spiegel vorgehalten. Vielmehr inszeniert Schmidtke hier trostlose Routinen des Alltagslebens. Schlafen, Essen, Sport, Sex, der Austausch von Begrüßungsfloskeln, on repeat. Die stimmige Performance kann man als kritischen Kommentar auf den automatisierten Selbstoptimierungswahn lesen.“– Der Standard
„In einer Welt voll steriler Oberflächlichkeit erscheint das menschliche Wesen immer unzulänglich. Die Existenz wird vielmehr ein rituelles Vegetieren mit lauter neurotischen Vorgängen, von denen sich die Darsteller emanzipieren sollen.
Wie kann ich eigentlich auch mein inneres Ökosystem, mein eigenes Ökosystem, irgendwie schützen vor dem, was draußen passiert, aber auch teilweise vor dem, was in mir drinnen passiert, sagt Miriam Schmidtke.
„Ökosystem“ meint hier die menschliche Psyche und Physis, die einer feindlichen, fordernden Welt ausgesetzt sind. Gewissermaßen wirken die menschenfeindlichen Bedingungen der Clean Rooms in den dort entstandenen Produkten fort und bestimmen unser Leben, so könnte man Miriam Schmidtke interpretieren.“– Deutschlandfunk