Angela Richter

Angela Richter ist eine deutsch-kroatische Regisseurin und Autorin, die in Berlin, Frankfurt und Dubrovnik lebt. Seit Herbst 2022 ist sie Vertretungsprofessorin für Regie an der HfMDK in Frankfurt. Richter wuchs mit drei Brüdern in einer Migrantenfamilie aus Jugoslawien zwischen Stuttgart und Split (Kroatien) auf. Heute ist sie selbst Mutter dreier Söhne.

Sie studierte von 1997 bis 2001 Theaterregie bei Jürgen Flimm an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. 2006 gründete sie das Fleet Street Theater in Hamburg, leitete es bis 2010 und war mit 36 Jahren jüngste Intendantin Deutschlands. Seit 2001 arbeitete sie als Regisseurin am Schauspiel Köln, Theater Bonn, Schauspielhaus Hamburg, Kampnagel Hamburg, Theater Oberhausen, an den Salzburger Festspiele, am HAU Berlin und am HNK Nationaltheater Zagreb. Von 2013 bis 2016 war sie Hausregisseurin am Schauspiel Köln.

Richter hatte früh schon eine große Affinität zur bildenden Kunst und Musik. Von 1996 bis 2001 war sie Gründungsmitglied der Hamburger Künstler*innengruppe Akademie Isotrop zusammen mit den Künstlern Daniel Richter, Jonathan Meese, Birgit Megerle und Andre Butzer. Ihre Arbeit oszilliert stets zwischen Kunst, Theater und Recherche. Ihr interaktives Transmedia-Projekt Supernerds am Schauspiel Köln fand als erstes seiner Art internationale Beachtung. In Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Köln, dem WDR und den Berliner Produzenten Gebrueder Beetz schrieb und inszenierte Richter das Großprojekt in der Saison 2014–2015, das sich mit digitaler Massenüberwachung und digitalen Dissidenten auseinandersetzte. Es umfasste ein „Internet Sudden life Game“ und wurde auf verschiedenen internationalen Filmfestivals gezeigt. Im Jahr 2016 gewann Supernerds den Eyes and Ears Award und wurde beim SXSW Festival in Texas für den Interactive Innovation Award nominiert, als erste deutsche Theaterproduktion überhaupt. Richter besuchte mehrfach den Whistleblower Edward Snowden in Moskau, woraus neben Supernerds auch ein Stück über das Darknet entstand: Silk Road am Schauspiel Köln. Darüber hinaus inszenierte sie 2012 Assassinate Assange auf Kampnagel in Hamburg, das in Berlin, Köln und Wien als Gastspiel gezeigt wurde. Seitdem engagiert sich Richter für Internetaktivist*innen und digitale Dissident*innen, sondern besuchte regelmäßig den WikiLeaks-Gründer in London. Im Oktober 2019 inszenierte sie nach ihrer Elternzeit die Uraufführung von Die drei Leben der Antigone, dem ersten Drama des Philosophen Slavoj Zizek, am HNK Nationaltheater Zagreb.

Angela Richter schreibt als Autorin regelmäßig für Der Freitag, Die Welt und das Schweizer Republik Magazin. In Bezug auf ihre Herangehensweise wird oft der Oberbegriff „Gonzo-Theater“ vorgeschlagen, in Erinnerung an Hunter S. Thompson, der Fiktion und Realität, Journalismus und Schreiben miteinander verband.