Erschlagt die Armen!
nach dem Roman von Shumona Sinha
– Österreichische Erstaufführung
– Aus dem Französischen übersetzt von Lena Müller
– original © Éditions de l’Olivier, Paris, 2011
Dramaturgie: Hannah Lioba Egenolf
Bühne und Kostüm: Selina Traun
Autorin: Shumona Sinha
Bürokratische Apparate bergen das Potenzial zur Entmenschlichung. Das ist seit Franz Kafka und Hannah Arendt bekannt. Menschheitsverbrecher stellten dies unter Beweis. Der 2015 erschienene Roman „Erschlagt die Armen!“ („Assommons les Pauvres!“) macht eindrucksvoll deutlich, dass dies auch für das Asylsystem Europas gilt.
Am Beispiel Frankreichs zeigt Autorin Shumona Sinha nicht nur auf, dass „Menschenrechte nicht das Recht enthalten, dem Elend zu entkommen“, wie es im Roman heißt. Sie legt zugleich den tödlichen Zynismus offen, der den Umgang Europas mit Armut und Migration prägt.
Nina Kusturica wird in ihrer Inszenierung nicht nur die Konjunktur der Unmenschlichkeit in Europa zum Thema machen, auch der Machismo vieler Männer aus dem globalen Süden wird gebührende Erwähnung finden. Am Ende steht ein der Gegenwart angemessen düsteres Fazit, denn eine Lösung oder Verbesserung ist nirgendwo in Sicht. Alles steuert auf den großen Knall zu.
Aufführungsdauer: ca. 90 Minuten, keine Pause
„Allen dreien folgt man gerne. (…) vor allem der sich hautnah am Publikum verausgabenden Zeynep Buyraç. Je weiter der Abend fortschreitet, desto mehr verfestigt sich die Sprache (…), als sähe man eine Filmlandschaft. Im Verbund mit dem Trash der Farbgebung und dem schlagergeprägten Soundtrack ergibt das eine neuartige Traurigkeit. Die fasziniert (…).“ – nachtkritik.de