Die Reise. Ein Trip
nach Bernward Vesper
– Eine Produktion von tangent.COLLABORATIONS in Koproduktion mit dem Théâtre National du Luxembourg, in Kooperation mit WERK X-Petersplatz
– Österreichische Erstaufführung
– Aufführungsrechte: MÄRZ Verlag, Berlin nach Bernward Vespers DIE REISE. Ein Romanessay, herausgegeben von Jörg Schröder
Bühne & Kostüm: Mirjam Stängl
Musik: Pola Lia Schulten
Video: Tina Wilke
Dramaturgie: Florian Hirsch
Produktionsleitung: Florian Eschelbach
Bernward Vesper, gerade von Gudrun Ensslin für Andreas Baader und überhaupt von allen guten Geistern verlassen, setzt sich an den Schreibtisch und verfasst eine Art Tagebuch. Einen uferlosen Brief an den Vater, den Nazi-Dichter Will Vesper. Und an den eigenen Sohn. Auf diese Weise entsteht einer der radikalsten Texte des 20. Jahrhunderts: Die Reise, erschienen 1977, sechs Jahre nach Vespers Selbstmord, ist kein Roman, kein Essay, keine Chronik, keine Beichte — der Fragment gebliebene Großtext, „ein Spiel zufälliger elektrischer Ströme auf meiner Großhirnrinde“, ist all dies zusammen. Vesper, der lieber einen Frontalunfall baut als stillzustehen, begibt sich im Rausch auf einen Roadtrip durch Europa, eine Reise zu sich selbst. Das Sein und das Schreiben erscheinen als ständiger Akt der Selbstvergewisserung, Literatur-Performance und Performance-Literatur. Sprachgewaltig behauptet er die Revolte gegen den faschistischen Vater, ohne sich je wirklich emanzipieren zu können. Stattdessen verstrickt sich Vesper immer tiefer in die Abhängigkeit von einem bürgerlichen System, das er eigentlich bekämpfen will. Befreiung findet er allein im Tod.
tangent.COLLABORATIONS geht mit Vespers „Romanessay“ auf die Reise und macht dieses Monster von einem Text mit drei Schauspieler*innen in einer multimedialen Bühnenperformance erfahrbar. Verschiedenste Orte, Situationen und Zeitebenen verweben sich zu einem dichten Netz aus Kindheitserinnerungen, luziden wie megalomanen Gesellschaftsanalysen und bewußtseinsveränderndem Horrortrip. Denn: „Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.“. (George Santayana)
Gefördert von Kulturabteilung der Stadt Wien und Bundeskanzleramt
Mit freundlicher Unterstützung von Okto Community TV
Nach der Vorstellung am Sa, 08.Februar 2020 gibt es im Anschluss um ca 21 Uhr eine Diskussion: „...denn wer nicht aufsteht, der bleibt liegen!"
„Wie macht man einen Theaterabend aus dem autobiografischen Buchfragment eines LSD-getriebenen Nazi-Sohns und Fast-RAF-Angehörigen? […] mit drei sehr unterschiedlichen, aber interessanten Schauspielerpersönlichkeiten (Aleksandra Corovic, Aaron Friesz, Robert Huschenbett) und einem in seine Einzelteile zerfallenden Haus als famosem Bühnenbild. Herm versucht nicht, 700 Seiten nachzuerzählen, im Gegenteil: Manche Passagen lässt sie mehrmals wiederholen, was Reflexion und fast schon Empathie mit dem ungreifbaren Autor und Protagonisten ermöglicht. […] Nehmt keine Drogen, schaut euch das an.“ – Falter
„Die im Text so präsente Kritik am eigenen Vater wie an den verbliebenen Resten des braunen Miefs in der Nachkriegszeit wird bewusst auch in bildlichen Anklängen als klar hoch politisches Theater in die Gegenwart fortgeschrieben. […] Hier, ganz besonders beeindruckend Aaron Friesz, Bravo!
Er wie auch seine kongenialen Kolleg*innen, Aleksandra Corovic und Robert Huschenbett, bilden für mich das leuchtende Zentrum dieses schon an sich so hervorragenden Abends. Drei mal sensationell!“ – Landau`s Schnellkritik
„Die echten, Kopf- und Psychoreisen – sei es in Erinnerungen, der Fantasie, in (Drogen-)Räuschen oder „nur“ Phasen besessenen Schreibens – werden in ihrer Vielschichtigkeit inszeniert… Die Person um die sich alles dreht, der Autor selbst, (…) wird von den drei Performer_innen Aleksandra Ćorović, Aaron Friesz und Robert Huschenbett zum Leben erweckt. Mal abwechselnd, mal fast gleichzeitig, choral, spielen sie seine Texte – und damit Gedanken und Gefühle. Ein Kniff, der vielleicht am besten der vielfachen Widersprüchlichkeit Vespers gerecht wird. Gespielt wird mit heftigstem körperlichem Einsatz bis an die Grenze der Erträglichkeit.“ – Kurier