Geleemann, die Zukunft zwischen meinen Fingern
von Amir Gudarzi
– Uraufführung
– Eine Produktion von Andromeda Theater Vienna in Kooperation mit WERK X-Petersplatz
Bühne & Kostüm: Larissa Kramarek
Musik: Pouyan Kheradmand
Autor: Amir Gudarzi
Dramaturgie: Christina Kramer
Choreographie: Olivia Hild
Regieassistenz: Stella Jarisch
Eine Gefängniszelle in Wien. Ein Mann in Untersuchungshaft. Die Zeitungen berichten über den Inhaftierten als Einbrecher und Vergewaltiger. „Geleemann“ ist der Name, den die Medien ihm gegeben haben. Er ist iranischer Asylwerber und sieht sich selbst nicht als Verbrecher, sondern als Poet.
Seine Geschichte erzählt von der Sehnsucht nach Nähe und dem dringlichen Bedürfnis, gehört und verstanden zu werden. Täter und Opfer zugleich entgleitet er immer wieder aufs Neue einem Urteil und setzt das Publikum einer unheimlichen Ambivalenz aus. Dabei fordert er ein, der Geschichte und dem gesellschaftlichen Verdrängen ins Gesicht zu schauen.
Amir Gudarzis gleichsam politisch wie poetischer Text erzählt von Gewalt, Ignoranz und systematischem Ausblenden und Wegschieben. In Zusammenarbeit mit der Regisseurin Maria Sendlhofer entsteht ein Abend, der sich einfacher Bewertungen entzieht und den Zusehenden den Umgang mit Widersprüchen abverlangt.
„Die politische Figur des Geleemanns […] ist die personifizierte Projektionsfläche, auf der Vorurteile und Verdrängtes zum Vorschein kommen. Genau darauf richtet Regisseurin Maria Sendlhofer ihre abstrakte Bühnensprache aus: Sie arrangiert in dieser Produktion des Andromeda Theater Vienna vier Schauspieler über mobile Projektionsleinwände: Philipp Auer, Johnny Mhanna, Clara Schulze-Wegener und Simonida Selimović sind abwechselnd echt oder projiziert zu sehen und verwischen die Trennlinien zwischen Opfer und Täter. Streitbar und interessant sind dabei vor allem die im Geleemann gebündelten Widersprüche; seine Perspektive ist erschütternd – aber auch seine Schlussfolgerung.“
– Der Standard
„Das enigmatische Stück treibt ein Verwirrspiel mit Klischees und systemischen Vorverurteilungen, die Wahrheit entgleitet dabei ständig. Regisseurin Maria Sendlhofer und ihr vierköpfiges interkulturelles Ensemble […] verstehen es, dem versponnenen Text mit formaler Strenge zu begegnen.“
– Wiener Zeitung
„Eine Uraufführung: Düster, fordernd und sehr kompliziert. […] Die Frage, was macht es mit Menschen, die an einen neuen Ort kommen und dort vor allem ignoriert werden, da sie sich in einem gesellschaftlichen Klima wiederfinden, in dem sie permanent offen medial herabgewürdigt werden? Vor allem in diesen Momenten ist der Theaterabend fordernd. […]. Gleichzeitig sind es auch diese Momente, in denen es dem Theaterabend am deutlichsten gelingt, dem Publikum einen Spiegel vorzusetzen. In was für einer Gesellschaft leben wir, wen schließt sie aus und wen ein? Welche Konsequenz dieser Mechanismen ergeben sich daraus und inwieweit bin ich Teil dieser Ordnung?“
– The Gap
„‚Der Geleemann, die Zukunft zwischen meinen Fingern‘, exakt und ideenreich inszeniert, perfekt und mit Hingabe an die Figur gespielt, ist ein Stück, dem wohl niemand gleichgültig begegnen wird können. Es ist Gudarzis lyrische Einladung zur Selbstbefragung, zur Hinterfragung der oftmals von anderen vorgefertigten Bildern, die man in sich trägt, es ist Gudarzis Bitte, der eigenen Voreingenommenheit bewusster zu begegnen. In Tagen wie diesen ein wichtiger Text, umgesetzt in einer sehenswerten Aufführung.“
– Mottingers Meinung
„‚Geleemann, die Zukunft zwischen meinen Fingern“ heißt betont flirrend das Stück des talentierten Exildramatikers Amir Gudarzi, der mit seiner Hauptfigur die iranische Herkunft und den Anspruch teilt, Poet zu sein. […] wie ein eingeölter Geleemann entgleitet einem auch dieser seltsame Text, je fester man ihn zu greifen versucht.“
– Falter